6 Arten, missional zu leben
Wie wir in verschiedenen Bereichen unseres Lebens diejenigen im Blick haben können, die noch nicht Teil von Gottes Familie sind.
Wenn ich das Wort missional benutze, kann ich oft schon in den Gesichtern erahnen, welche Fragen gerade in den Köpfen der Leute rumschwirren: Ist das jetzt etwas anderes als missionarisch? Ist das jetzt nur ein modernes Wort für eine alte Sache? Manche befürchten gar eine Theologie, die sie nicht teilen. Daher kurz vorab ein paar Gedanken, was in meinen Augen missional von missionarisch unterscheidet.
Beide Worte haben natürlich mit Mission zu tun, klar. Missionarisch ist dabei oft mit evangelistisch gleichzusetzen und viele denken an Traktate und Straßeneinsätze, an Von-Haus-zu-Haus-Aktionen und Zeltmission. Gegen all das ist nichts einzuwenden, die Aufzählung zeigt aber, dass Mission hier eher einseitig bei Wortverkündigung und Veranstaltungen bleibt. Missional meint mehr. Es drückt aus, dass Mission bei Jesus ganzheitlicher war, dass sie unsere gesamte Woche betrifft.
Gottes Mission („Sendung“) war, die Menschen zu retten. Dafür kam Jesus in die Welt. Alles, was Jesus tat, hatte dieses Ziel im Blick. Er suchte das Verlorene auf. Mal hieß das, an einem Brunnen mit einer Frau zu sprechen, mal auf einem Berg zu predigen, mal bedeutete es, eine Ehebrecherin zu schützen oder mit den Freunden eines Zöllners zu Abend zu essen. Missional zu leben bedeutet, in möglichst jedem Aspekt unseres Lebens die im Blick zu haben, die noch nicht Teil von Gottes Familie sind. Brunnen gibt es bei uns nur noch wenige – Menschen, mit denen wir zu Abend essen können schon mehr. Sechs praktische Ideen, wie ein an Gottes Mission ausgerichtetes Leben aussehen kann, das die im Blick hat, die ihn noch nicht kennen, haben wir hier zusammengetragen.
1. Den Nachbarn dienen
Es kann eine bewusste Entscheidung sein, Nachbarn beim Umzug zu helfen oder sich für Reparaturarbeiten anzubieten, wenn man handwerklich keine zwei linken Hände hat. Wir verleihen regelmäßig unseren Anhänger und er hat uns schon mit vielen Nachbarn zusammengebracht. Ein Freund von mir besitzt einen besonderen mongolischen Grill. Den verleiht er gern an Freunde und Bekannte für ihre Feiern. Er bezahlt sogar die Gasflasche. Einfach so. Ein anderes Angebot könnte kostenloses Babysitten für Nachbarn sein, damit diese mal einen Abend zu zweit haben (auf welchem Sofa man sein Buch liest oder die Lieblingssendung guckt, macht nicht mal einen großen Unterschied).
2. An öffentlichen Orten
Manche Berufe erlauben es, den Laptop mit ins Café zu nehmen. Wer das regelmäßig tut, lernt meist die Angestellten oder andere Stammgäste kennen. Man kann ihnen gute Fragen stellen und mit echtem Interesse für sie beten. Wenn Gott angefangen hat, in ihrem Herzen zu arbeiten, kann man sie auch selbst fragen, wofür man beten kann.
3. Spazieren gehen
Egal ob mit Hund oder ohne: Es lohnt sich, zu Fuß zu gehen. Man kann dabei großartig für das eigene Stadtviertel beten, für die Menschen, denen man begegnet. Achte auf Dinge, die dir auffallen oder die dir Gott zeigen möchte. Vielleicht siehst du ein Problem oder eine Not, bei der du helfen kannst. Ansonsten sei einfach freundlich und sei ein Segen für dein Viertel.
4. Großzügig sein
Im Lieblingsrestaurant großzügig Trinkgeld geben. Den Nachbarn ein paar Stücke vom selbstgebackenen Pflaumenkuchen oder ein Glas eingekochte Marmelade rüberbringen. Eine Riesenportion Donuts, Berliner oder Franzbrötchen für alle Arbeitskollegen ausgeben – einfach so, ganz ohne Bibelvers. Es gibt viele Möglichkeiten, großzügig zu sein. Jesus war es auch.
5. Menschen im Blick
Sich die Geburtstage der Nachbarn und Kollegen zu merken und sie mit einer Kleinigkeit zu überraschen, hat Wirkung. Eine persönliche, handgeschriebene Karte wirkt noch viel stärker als eine WhatsApp. Es ist jesusgemäß, Menschen wahrzunehmen, die sonst oft übersehen und nicht gewürdigt werden wie etwa Putzpersonal, Lehrer, Polizisten oder Supermarktkassiererinnen. Ihre Namen zu lernen, sich bei ihnen zu bedanken, zeigt ihnen Wertschätzung.
6. Feiern und genießen
Die Nachbarn zu einer Grillparty einladen, einen Wine-and-Cheese-Abend veranstalten – gemeinsam zu essen und Spaß zu haben, schafft Gemeinschaft. Frauen können einfach zum Abendessen einladen – Männer planen vielleicht eher eine Fahrradtour, Rudelgucken der Champions League, ein Escape-Room-Spiel oder unternehmen etwas anderes zusammen.
Bei alldem geht es darum, Beziehungen und Gesprächen über Gott und die Welt Raum zu geben – und dann bereit zu sein, „Rede und Antwort zu stehen, wenn jemand fragt, warum ihr so von Hoffnung erfüllt seid“ (1Petr 3,15).
Dieser Artikel ist auch im Brennpunkt 2018-04 auf Seite 9 zu finden.